Freitag, 10. Juni 2016

Auf Jobsuche in Helsinki

Don't hesitate or allow yourself to make excuses. Just get out and do it.
Just get out and do it. You will be very, very glad that you did.



In Helsinki einen Job zu bekommen, ist alles andere als einfach. Die Arbeitslosigkeit, vor allem unter jungen Menschen, beträgt fast 25% und für die allermeisten Jobs wird perfektes Finnisch verlangt. Das heißt, wer nicht spricht wie ein Muttersprachler, ist eigentlich sofort aus dem Rennen. Dazu kommt, dass sich in Helsinki auf eine einzige Stelle teilweise 1000 Menschen bewerben. Verrückt, oder?

Aufgrund der hohen Anzahl an Bewerbern werden dann oft umfangreiche Auswahlverfahren durchgeführt. In den letzten zwei Wochen war ich bei 3 Bewerbungsgesprächen, davon war nur ein einziges ein normales Gespräch. Die beiden anderen bestanden aus mehrstufigen Verfahren, inklusive Info-Meeting, Persönlichkeitstest, Online-Tests, Assessment Center und anderen Fähigkeitstests. So ziehen sich die Bewerbungsverfahren teilweise mehrere Wochen in die Länge, da es aufgrund der vielen Bewerber einfach nicht möglich ist, auf andere Weise alle wirklich kennenzulernen.

Für mich ist dieser ganze Prozess wirklich interessant, da ich aus Deutschland bisher nur ganz normale Bewerbungsgespräche kannte. Somit sehe ich das alles eher als Chance, wieder was Neues zu lernen :-)

Und ein paar Tipps habe ich auch:

1. Legt euch einen Online-Lebenslauf bei Prezi* an. So kann sich der Personaler euren Lebenslauf direkt am PC und animiert anschauen - vor allem bei kreativen Berufen, wie z.B. Werbeagenturen, kommt das super an!

2. Fragt nach. Gerade in Finnland melden sich viele Firmen einfach gar nicht mehr, weil sie viel zu viele Bewerbungen bekommen. Wenn man nach Ablauf der Bewerbungsfrist nichts mehr gehört hat, ist es am Besten, einfach anzurufen und nachzufragen. Ich habe so eins meiner Vorstellungsgespräche ergattert, da das Unternehmen begeistert davon war, dass jemand Initiative zeigt.

3. Seid ganz ihr selbst. Sich zu verstellen bringt nichts und wirkt letzten Endes nur unecht. Außerdem fliegt es spätestens zu Arbeitsbeginn sowieso auf, wenn ihr euch als Jemand ausgebt, der ihr gar nicht seid. Wenn der richtige Job kommt, dann nehmen sie euch genau so, wie ihr seid!

4. Bleibt locker. Sich vor Vorstellungsgesprächen, Gruppeninterviews oder Tests verrückt zu machen, bringt gar nichts. Und ich spreche da aus Erfahrung, da ich selber immer ein komplettes Nervenbündel bin :D Aber letzten Endes wird einem allermeist mit Wohlwollen und Freundlichkeit begegnet und alles ist halb so schlimm, wie man es sich vorstellt.

5. Erwähnt gleich in eurer Bewerbung, wo ihr noch Verbesserungspotenzial seht und wie ihr vorhabt, das zu ändern. So schreibe ich z.B., dass mein Finnisch noch nicht perfekt ist, aber dass ich gerne weitere Kurse mache, um mich weiter zu verbessern. So sieht man gleich, dass ihr motiviert seid, auch an kleinen Schwächen zu arbeiten.

6. Gebt nicht auf. Egal, wie viele Absagen kommen, nehmt es nicht persönlich. Meist liegt es gar nicht an euch persönlich, sondern nur an kleinen Nuancen oder persönlichen Vorlieben der Personaler. Der richtige Job kommt noch!

Für mich ist das Schlimmste ja immer das Warten auf die Entscheidung nach einem Vorstellungsgespräch. Man ist die ganze Zeit nervös und kriegt jedes Mal, wenn das Telefon klingelt oder eine Email kommt, fast einen Herzinfarkt :D Ich bin ja gespannt, ob ich mich daran jemals gewöhnen werde. Andererseits hoffe ich, dass ich mich vielleicht gar nicht dran gewöhnen muss und die Jobsuche vielleicht bald ein Ende hat ;) Schauen wir mal!

Übrigens, was ist eigentlich mit dem Wetter los? Letzte Woche war es unglaublich heiss und schwül hier und heute hat es in Lappland oben geschneit. Verrückt!